Kennst du das Gefühl, wenn nichts jemals gut genug ist?
Egal, was du tust – du denkst, es hätte noch besser sein können. Du hast zwar dein Bestes gegeben, aber innerlich flüstert eine Stimme: „Du hättest das noch besser machen können.“ Das gute Gefühl der Zufriedenheit bleibt aus. Was bleibt? Der innere Druck und Gedanken wie: Ich hätte mehr tun müssen. Das war nicht gut genug.
Auch wenn Perfektionismus oft mit positiven Eigenschaften gleichgesetzt wird und er auf den ersten Blick nach einer Stärke klingt, ist er genau das Gegenteil. Denn Perfektionismus entsteht aus tief verwurzelten Glaubenssätzen nicht gut genug zu sein und keine Fehler machen zu dürfen. Perfektionistisch veranlagte Menschen machen ihren Wert an ihren Erfolgen fest und sehen Niederlagen oder Fehler als Schwächen und genau das bremst sie aus.
In unserer Gesellschaft wird Perfektionismus oft bewundert. Ich erinnere mich, wie ich in Bewerbungsgesprächen auf die Frage nach meinen Schwächen antwortete: „Ich bin eine Perfektionistin“. Doch die Interviewer schienen das toll zu finden. Sie sahen darin absolut kein Problem.
Aber die Wahrheit ist: Perfektionismus kostet uns Zeit, Energie, Freude – und oft den Mut etwas Neues zu wagen.
Perfektionismus war lange Zeit mein Begleiter. Ich wollte alles auf Anhieb richtig machen und egal, was ich tat ich empfand es nie als gut genug. Doch ich habe gelernt, mir zu erlauben eine Anfängerin zu sein und Fehler machen zu dürfen. Denn Fehler sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind menschlich und gehören zum Leben dazu. Ausserdem beeinflussen sie deinen Wert kein bisschen.
In diesem Artikel erfährst du, warum Perfektionismus dich langfristig unglücklich macht – und wie du lernen kannst, ihn zu zähmen. Nicht durch Kontrolle, sondern durch Mitgefühl – für dich selbst.
1. Unerreichbare Massstäbe setzen dich ständig unter Druck
Du möchtest dein Bestes geben – und daran ist grundsätzlich nichts falsch. Doch was du von dir selbst erwartest, ist oft schlichtweg unmenschlich.
Diese Haltung zeigt sich in allen Lebensbereichen: im Job, in Beziehungen, beim Aussehen – und manchmal sogar in den kleinsten Dingen, wie dem Haushalt oder deiner Morgenroutine.
Was das mit dir macht:
Ständig überhöhte Erwartungen führen nicht zu mehr Erfolg – sondern zu Erschöpfung, Selbstzweifeln und dem lähmenden Gefühl, nie genug zu sein. Je mehr du leistest, desto höher rutscht die Messlatte – und echte Zufriedenheit bleibt auf der Strecke.
Heilender Gedanke:
„Gut genug“ ist wirklich gut! Du bist bereits wertvoll, ohne etwas beweisen zu müssen. Du darfst Anfängerin sein. Du darfst lernen, Fehler machen, Pausen einlegen und du darfst dabei freundlich mit dir selbst sein – denn genau das hast du verdient.

2. Die Angst vor Fehlern lähmt dich
Du hast Angst, etwas falsch zu machen – also zögerst du. Du planst, optimierst, überdenkst jede Kleinigkeit… und am Ende bewegst du dich nicht vom Fleck.
Vielleicht möchtest du anfangen zu trainieren, aber du gehst nicht ins Fitnessstudio, weil du denkst, noch nicht fit genug zu sein. Das klingt beim Lesen vielleicht absurd – aber genau das hat mir kürzlich eine Freundin erzählt. Und ehrlich? Ich konnte sie total verstehen.
Aber wie willst du in etwas besser werden, wenn du dich nicht traust, anzufangen?
Vielleicht hält dich dieselbe Angst davon ab, dich zu zeigen, deine Meinung zu äussern oder ein Herzensprojekt in die Welt zu bringen. Du erlaubst dir nicht, Anfängerin zu sein. Stattdessen stellst du Anforderungen an dich, die du – wenn du ehrlich bist – gar nicht erfüllen kannst. (Und auch nicht musst.)
Was das mit dir macht:
Diese ständige Angst vor dem Scheitern raubt dir die Freiheit, dich auszuprobieren. Doch ohne Ausprobieren gibt es kein Wachstum, kein echtes Lernen, keine Entwicklung.
Heilender Gedanke:
Fehler sind kein Zeichen von Schwäche – sie sind ein Zeichen von Menschlichkeit, von Lebendigkeit und von Entwicklung.
Sei nicht so hart zu dir. Du darfst Anfängerin sein – wirklich. Du darfst klein anfangen und dabei auch Fehler machen. Genau daraus entsteht deine Stärke.
3. Du kannst deine Erfolge nicht geniessen
Kaum hast du etwas erreicht, wandert dein Blick schon weiter – zum nächsten Ziel, zur nächsten Optimierung. Statt dich zu freuen, schleicht sich ein leiser Gedanke ein: „Ja, aber… das war doch noch nicht alles. Ich müsste noch mehr leisten.“
Ich erinnere mich an viele Prüfungen oder schriftliche Arbeiten, in die ich enorm viel Zeit und Energie gesteckt habe. Die Noten waren gut oder sogar sehr gut. Und trotzdem fühlte es sich nicht wie ein echter Erfolg an. Für den Aufwand, den ich betrieben hatte, schienen die Noten keine ausreichende Belohnung zu sein. Ich war selten wirklich zufrieden mit mir.
Was das mit dir macht:
Du nimmst dir selbst die Freude am Erfolg. Und das Gefühl, stolz auf dich sein zu dürfen, bleibt auf der Strecke. Du hetzt von einem Ziel zum nächsten – ohne je wirklich anzukommen.
Heilender Gedanke:
Erlaube dir, innezuhalten. Würdige, was du geschafft hast – auch wenn es dir klein erscheint. Erfolg beginnt oft im Stillen: in dem Moment, in dem du anerkennst, wie viel du gegeben hast – und dass das reicht.

4. Du schiebst Dinge auf – aus Angst, nicht perfekt zu sein
Du hast eine Idee, ein Ziel, ein Projekt – aber du fängst nicht an. Oder du beginnst halbherzig, nur mit halbem Mut. So ging es mir lange mit diesem Blog. Ich habe monatelang gezögert, ihn online zu stellen, weil ich dachte: „Er ist noch nicht gut genug.“
Aber wieso eigentlich? Und selbst wenn – was wäre so schlimm daran? Dann ist er eben nicht perfekt. Ich wachse doch mit jedem Schritt. Ich lerne, ich entwickle mich weiter – und genau das reicht.
Der grösste Erfolg war für mich nicht der Blog selbst, sondern dass ich meinen Perfektionismus überwunden und meine Komfortzone verlassen habe.
Warum fällt der Anfang oft so schwer? Weil du innerlich glaubst: „Wenn ich’s nicht perfekt mache, lohnt es sich nicht.“Und so schiebst du immer weiter auf – ausgerechnet das, was dir eigentlich am Herzen liegt.
Was das mit dir macht:
Diese Prokrastination ist ein Schutzmechanismus – aber sie macht dich auf Dauer unzufrieden. Du bleibst in der Warteschleife deines eigenen Lebens.
Heilender Gedanke:
Besser unperfekt anfangen als ewig zu warten. Jeder kleine Schritt zählt – auch wenn er wackelig ist. Denn du bewegst dich und das ist alles, was zählt.
5. Dein innerer Kritiker ist laut und streng
Vielleicht merkst du es nicht sofort, aber die Stimme in deinem Kopf ist gnadenlos. Sie kommentiert alles, was du tust – kritisch, hart, manchmal sogar richtig gemein. Und das Schlimmste daran? Du glaubst ihr auch noch.
Was das mit dir macht:
Diese innere Härte lässt dich an dir selbst zweifeln. Sie raubt dir Selbstvertrauen, hindert dich daran, dein Potenzial zu entfalten – und steht dir viel öfter im Weg, als dir vielleicht bewusst ist.
Wie sollst du dich entfalten, motiviert sein oder Freude empfinden, wenn du dich in deinen Gedanken ständig klein machst?
Heilender Gedanke:
Beobachte deine innere Stimme – und beginne, sie bewusst zu verändern. Du musst sie nicht sofort zum Schweigen bringen. Aber du kannst lernen, liebevoller, geduldiger und ermutigender mit dir selbst zu sprechen. So, wie du es bei einer guten Freundin tun würdest.
6. Du setzt auch andere unter Druck
Wenn du hohe Erwartungen an dich selbst hast, überträgst du sie oft – ganz unbewusst – auch auf andere. Du wünschst dir Ordnung, Kontrolle, dass alles „richtig“ läuft. Das klingt erst einmal nach Verantwortungsbewusstsein, aber im Alltag kann genau das zu Spannungen führen – in Freundschaften, Beziehungen oder am Arbeitsplatz.
Ich kenne das gut. Ordnung ist mir persönlich sehr wichtig. Lange habe ich mich bei der Arbeit darüber geärgert, dass Kolleg:innen Dinge nicht dorthin zurückräumen, wo sie hingehören. Es hat mich innerlich gestresst – bis ich irgendwann erkannte: Es bringt nichts. Ich war nicht ihre Vorgesetzte, es war nicht meine Aufgabe, alles zu kontrollieren.
Je mehr ich die Verantwortung der anderen losliess, desto ruhiger wurde es in mir. Ich hörte auf, mich über sie aufzuregen und fing an, mich auf mich selbst zu konzentrieren. Das brachte erstaunlich viel Frieden.
Was das mit dir macht:
Wenn andere nicht deinem inneren Standard entsprechen, fühlst du dich enttäuscht, genervt und vielleicht sogar verletzt. Gleichzeitig spüren sie den Druck – und fühlen sich nicht gesehen oder akzeptiert.
Heilender Gedanke:
Wahre Nähe entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Mitgefühl, Offenheit und das Zulassen von Unterschieden. Natürlich darfst du klare Werte und Erwartungen haben – und ja, es ist völlig in Ordnung, dich von Menschen zu lösen, die dir dauerhaft nicht guttun. Aber vergiss nicht: Auch sie sind nur Menschen, genau wie du. Mit Ecken, Kanten und Fehlern.

7. Du überforderst dich – körperlich und emotional
Du willst alles unter einen Hut bekommen: Job, Familie, Gesundheit, persönliche Entwicklung – und am besten alles gleichzeitig, sofort und auf höchstem Niveau. Pausen? Dafür hast du keine Zeit. Hilfe annehmen? Eigentlich ungern – du willst es allein schaffen.
Doch wem versuchst du da eigentlich etwas zu beweisen? Und warum?
Was das mit dir macht:
Dieser Dauerstress laugt dich aus. Du funktionierst aber du lebst nicht mehr. Deine Energie nimmt ab, die Freude schwindet und irgendwann meldet sich dein Körper: mit Schlafproblemen, Erschöpfung oder Krankheit.
Heilender Gedanke:
Du bist nicht hier, um alles perfekt zu managen. Du musst nicht alles sofort erledigen. Lass dir Zeit – und sei geduldig mit dir. Du bist hier, um zu leben, zu fühlen, einfach zu sein.
Nimm dir Raum für dich. Zeit, in der du nichts leisten musst. Zeit, in der du dich einfach nur um dich kümmerst. Denn echte Selbstfürsorge schenkt dir nicht nur Lebensfreude – sie gibt dir auch die Kraft, deine Ziele mit neuer Energie und innerer Ruhe anzugehen.
8. Du verpasst den Moment
Dein Kopf ist ständig aktiv – analysiert, plant, überdenkt. Dabei verpasst du oft das, was gerade da ist: ein schöner Moment, ein Gespräch, dein eigener Atem.
Vielleicht sitzt du mit Freundinnen oder deiner Familie zusammen – und merkst, dass du innerlich gar nicht richtig da bist. Statt zu geniessen, bist du gestresst, unruhig, irgendwo zwischen gestern und morgen. Weil du weisst, wie viel du noch erledigen wolltest.
Das eigentliche Problem? Du bist nicht im Jetzt. Und doch ist das Jetzt das Einzige, was du je wirklich haben wirst.
Was das mit dir macht:
Du lebst im Kopf, nicht im Herzen. Du versuchst, das Leben zu kontrollieren – und dabei rauscht es an dir vorbei.
Heilender Gedanke:
Komm zurück in den Moment: Atme. Spür deinen Körper. Spür dich.
Das Jetzt ist der einzige Ort, an dem Leben passiert.
Versuche bewusster zu leben, präsenter zu sein – nicht perfekt, sondern einfach nur echt. Es gibt nichts zu erreichen, wenn du einfach nur da bist.
9. Du verlierst die Freude am Leben
Alles wird zur Aufgabe. Selbst Dinge, die dir früher Spass gemacht haben, fühlen sich plötzlich wie ein Pflichtprogramm an. Du fragst dich nach jedem Erlebnis: „War das gut genug? Hätte ich mehr geben können?“
Was das mit dir macht:
Die Leichtigkeit verschwindet. Das Spiel, das Lachen, das Einfache. Und irgendwann stellst du dir die Frage: Wo bin ich eigentlich geblieben? Warum bin ich nicht glücklich – obwohl ich doch so viel leiste und so viele Dinge unternehme?
Heilender Gedanke:
Du darfst wieder spielen, lachen, ausprobieren – ohne Ziel, ohne Ergebnis.
Erlaube dir, Zeit einfach zu geniessen. Wie ein Kind, das nicht fragt, ob es „produktiv genug“ war.
Denn wahre Freude entsteht nicht durch Leistung, sondern durch Freiheit, Spontaneität – und das tiefe Ja zu dir selbst.
Perfektionismus loslassen ist Selbstliebe in Aktion
Wenn du beginnst, den Druck loszulassen, öffnet sich ein neuer Raum in dir. Ein Raum für Sanftheit, Echtheit, Mitgefühl – mit dir selbst und mit anderen.
Sei geduldig mit dir. Perfektionismus loszulassen passiert nicht über Nacht. Aber du kannst jeden Tag einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gehen.
Vergiss nicht:
Du bist nicht hier, um perfekt zu sein.
Du bist hier, um du selbst zu sein.
Und genau das ist das Wertvollste, was du der Welt schenken kannst.
Wer Ziele erreichen will, muss sich auch Pausen gönnen – bewusst und achtsam.
Lass los. Und fang an zu leben.
Mut zur Unvollkommenheit ist Mut zum Leben.
Wenn du Perfektionismus loslässt, öffnest du dein Herz für das, was das Leben wirklich lebenswert macht: Authentizität, Nähe, Freude – und echte Zufriedenheit.
Sei sanft zu dir.
Du bist bereits jetzt genug.
Ich hoffe diese Worte konnten dir weiterhelfen.
Alles Liebe
Liv