Dankbarkeit ist mehr als ein höfliches „Danke“. Sie sollte keine leere Floskel sein. Wahre Dankbarkeit entsteht aus tiefstem Herzen und erfüllt dich mit Positivität. Doch wie lässt sich mehr Dankbarkeit ins Leben integrieren – gerade dann, wenn man im Alltag gefangen scheint und leicht den Blick auf das verliert, was man bereits hat?
Dankbarkeit geht Hand in Hand mit Demut. Ein Wort, das heute kaum noch jemand benutzt, ist das Fundament der Dankbarkeit. Sie reicht noch tiefer. Während sich bei der Dankbarkeit der Blick auf das richtet, was da ist und dir gegeben wurde – ob gross oder klein – ist Demut eine innere Haltung. Es ist das Bewusstsein, dass nichts selbstverständlich ist: deine Gesundheit, deine Familie, deine Freunde, dein Zuhause.
Demut holt uns heraus aus dem Vergleich und hinein ins Vertrauen. Sie hilft uns, den inneren Druck loszulassen und schafft Raum für echte Dankbarkeit.
Wenn du demütig bist, hörst du auf, alles besser, schneller oder perfekter machen zu müssen. Du beginnst, anzunehmen, was ist – auch dich selbst. Und genau daraus kann tiefe Dankbarkeit wachsen.
In einer Welt, die laut ist, voller Bewertungen und auf „höher, schneller, weiter“ ausgerichtet ist, wirkt Demut fast radikal. Und genau deshalb ist sie so kraftvoll.
Den Fokus bewusst verschieben
Gerade in unserer westlichen Welt, wo viele Menschen ständig im Optimierungsmodus sind, getrieben von Konsum, Vergleichen und dem Schein der sozialen Medien, verlieren wir leicht den Blick für das, was wir bereits haben.
Vielen scheint es nicht einmal bewusst zu sein, wie oft wir uns doch beschweren, über das Wetter, den Verkehr, über andere Menschen. Meist ist einem gar nicht bewusst, wie oft man nörgelt, doch dieses Programm läuft unbewusst immer wieder ab.
Ich will niemanden verurteilen. Ich weiss, wie tief solche Muster sitzen können und wie unbewusst solche Gedanken ablaufen können. Aber ich habe für mich schon vor einiger Zeit entschieden: Ich will das nicht mehr.
Ich möchte meine Gedanken bewusst ausrichten und meinen Fokus auf das Positive lenken. Ich möchte nicht mehr automatisch ins Nörgeln verfallen, sondern mich immer wieder daran erinnern, wie gut es mir geht und mir vor Augen rufen, was ich doch alles habe.
Mittlerweile klappt das an den meisten Tagen, doch an anderen weniger – und das ist okay. Ich bin nur ein Mensch. Ich merke aber: Je öfter ich bewusst dankbar bin, desto mehr verändert sich mein Lebensgefühl und meine Energie.
Denn dieses ständige Kreisen um Mangel und Ärger ist nicht nur ermüdend – es macht auch langfristig unglücklich. Dankbarkeit hingegen öffnet den Blick. Sie macht weich, klar, ruhig. Und sie bringt uns zurück ins Hier und Jetzt.
Wissenschaftlich belegt – Dankbarkeit verändert
Studien zeigen: Wer regelmässig Dankbarkeit praktiziert, steigert sein Wohlbefinden, stärkt sein Selbstwertgefühl und wird gelassener im Alltag. Es verändert nicht nur deine Wahrnehmung, sondern deine gesamte Haltung dem Leben gegenüber.
- Positives Denken fördern: Das regelmässige Festhalten von Dankbarkeit lenkt den Fokus auf das Gute im Leben und hilft, negative Gedankenmuster zu durchbrechen.
- Selbstwertgefühl stärken: Indem du deine Erfolge und positiven Eigenschaften anerkennst, entwickelst du ein stärkeres Selbstbewusstsein.
- Achtsamkeit üben: Das tägliche Aufschreiben fördert die Achtsamkeit und hilft, den Moment bewusster zu erleben.
- Resilienz aufbauen: Dankbarkeit kann die emotionale Widerstandsfähigkeit stärken und den Umgang mit Herausforderungen erleichtern.
Mein Weg zu mehr Dankbarkeit
Vor Jahren kaufte ich mir das erste Mal ein Dankbarkeitsjournal, doch anfangs fiel es mir schwer, wirklich zu spüren, wofür ich dankbar war.
Ich schrieb Dinge auf, die man eben so hinschreibt: meine Familie, mein Studium, meine Freunde. Aber innerlich fühlte ich wenig. Es war eher ein „Ich weiss, dass ich dankbar sein sollte“ – aber es fühlte sich nicht echt an.
Damals befand ich mich in einer herausfordernden Lebensphase, vieles war unsicher und emotional belastend. Inmitten all dessen entschied ich mich, mein kleines Budget zu nehmen und zu verreisen. Eine Entscheidung, die ich bis heute als eine der wertvollsten meines Lebens empfinde.
Meine erste Reise ging mit meinem damaligen Freund nach Namibia und Südafrika. Ein paar Monate später flog ich alleine mit meinem Rucksack nach Zentralamerika. Ich schlief zwar in schäbigen Hostels – und trotzdem hatte ich eine der besten Zeiten meines Lebens.
Ich hatte so wenig und fühlte mich so glücklich. Es fehlte mir an nichts und mir wurde bewusst, wie wenig ich brauche, um wirklich glücklich zu sein. Ich wurde immer dankbarer für die einfachen Dinge.
Bis heute bin ich jeden Tag dankbar für das Wasser meiner Dusche – dass ich einfach so den Wasserhahn anmachen kann und Wasser rauskommt – und zwar warmes.
Ich kann das Toilettenpapier in die Toilette werfen. Ja – eklig, wenn man das nicht kann. Aber das ist nicht überall auf der Welt selbstverständlich. Und übrigens: Man gewöhnt sich daran. 😉
Ich habe immer Licht, es geht nicht einfach plötzlich aus, weil die ganze Stadt einen Stromausfall hat. Ich bin gesund und habe Zugang zu medizinischer Versorgung.
Diese scheinbaren Selbstverständlichkeiten sind für viele Menschen auf der Welt nicht gegeben. Mit dem Verstand wusste ich das natürlich bereits. Doch durch diese Reisen entwickelte ich eine tiefe Demut. Erst durch das eigene Erleben habe ich wahrhaftig verstanden und verinnerlicht, dass nichts davon selbstverständlich ist – und wie viel ich bereits hatte.
Vielleicht fragst du dich, warum ich dir das alles erzähle. Ganz einfach: Weil genau diese Erfahrungen der Wendepunkt für mich waren – und weil sie mir gezeigt haben, dass Dankbarkeit nichts Theoretisches ist. Sie wächst durch Erleben, durch Spüren, durch bewusstes Hinsehen. Und genau das kannst auch du üben – ganz einfach im Alltag.
Um dankbarer zu sein, musst du natürlich nicht backpacken gehen – auch wenn ich das jedem herzlichst empfehle, weil es wirklich eine gute Erfahrung ist. Aber das Führen eines Dankbarkeitsjournals ist schon mal ein guter Anfang. 😉
So findest du deinen ganz eigenen Zugang zur Dankbarkeit
Vielleicht fragst du dich jetzt: „Wie fange ich überhaupt an?“ Ich kann dir sagen: Du brauchst keine besonderen Voraussetzungen. Du brauchst keine perfekte Stimmung, keine grosse Reise und auch keine Lebenskrise. Es reicht, wenn du bereit bist, hinzuschauen, deine Gedanken zu beobachten – und vielleicht auch mal zu hinterfragen. Also: Lass uns loslegen.
Das Führen eines Dankbarkeitsjournals
Ein Dankbarkeitsjournal ist ein persönliches Tagebuch, in dem du regelmässig festhältst, wofür du dankbar bist. Oft reichen dafür schon drei kleine Dinge pro Tag. Vielleicht ein schöner Moment, ein freundliches Gespräch oder einfach das warme Licht am Morgen. Es ist ein persönliches Archiv des Guten, das du immer wieder aufsuchen kannst, wenn dir mal nicht so gut geht.
Falls Journaling für dich etwas Neues ist, kann ich dir das 6-Minuten-Tagebuch empfehlen. Es ist eines der bekanntesten Dankbarkeitstagebücher – und auch eines, das ich selbst eine Zeit lang geführt habe. Es macht den Einstieg leicht, gerade wenn man sich anfangs noch schwer tut.
- Fester Zeitpunkt: Such dir eine Tageszeit, die gut zu dir passt – zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen oder abends vor dem Einschlafen. Wichtig ist nicht, wann du schreibst – sondern, dass du es regelmässig tust.
- Spezifisch sein: Schreib lieber: „Ich bin dankbar für den Kaffee mit meiner Freundin heute Morgen“ – statt einfach nur „Freunde“. Je konkreter, desto wirkungsvoller.
- Schöne Momente bewusst machen: Schreib auf, was du heute Schönes erlebt hast – oder worauf du dich freust. Auch Vorfreude ist eine Form von Dankbarkeit.
- Reflexion ergänzen: Wenn du magst, kannst du auch Gedanken zu Herausforderungen oder Dingen, die dich beschäftigen, mit einbeziehen – so entsteht mit der Zeit ein ganzheitliches Bild von dir und deinem Weg.
Und falls du einmal nichts zum Aufschreiben findest, helfen dir vielleicht diese Fragen:
– Was hat heute mein Herz berührt – auch nur ganz kurz?
– Womit habe ich heute jemandem etwas Gutes getan?
– Gab es einen Moment, der mich zum Lächeln gebracht hat – oder hätte bringen können, wenn ich ihn bewusster erlebt hätte?
Perspektivwechsel – den Reichtum im Alltag sehen
Dankbarkeit wächst, wenn wir wieder wahrnehmen, was wir oft übersehen.
Meist erkennen wir erst, wofür wir wirklich dankbar sein können, wenn wir es verlieren – oder zumindest eine Weile nicht haben. So ging es mir beim Reisen: Dinge, die ich zu Hause nie hinterfragt habe, wurden plötzlich zu kleinen Wundern. Doch du musst nichts verlieren, um Dankbarkeit zu empfinden. Manchmal reicht es, bewusst hinzusehen.
Frag dich zwischendurch:
– Was, wenn es plötzlich nicht mehr da wäre?
– Wie wäre mein Tag ohne warmes Wasser, ohne mein Bett, ohne Strom, ohne eine Nachricht von einem lieben Menschen?
Diese einfachen Perspektivwechsel holen dich zurück ins Jetzt – und lassen dich das Selbstverständliche wieder als Geschenk erkennen.
Dankbarkeit vertiefen – und das Gute in dir selbst erkennen
Dankbarkeit bedeutet nicht nur, das Schöne im Aussen wahrzunehmen – sondern auch in dir selbst. Oft vergessen wir, wie wichtig es ist, liebevoll auf die eigenen Stärken, Fortschritte und kleinen Erfolge zu blicken. Diese einfachen Übungen können dir helfen, deinen Blick nach innen zu wenden – und dich selbst dabei nicht aus dem Kreis der Dankbarkeit auszuschliessen.
- Drei positive Eigenschaften: Schreib täglich drei Dinge auf, die du an dir magst – ganz egal wie gross oder klein.
- Erfolgsliste führen: Halte fest, was dir gelungen ist – von der bestandenen Prüfung bis zur mutigen kleinen Entscheidung im Alltag.
- Affirmationen nutzen: Formuliere positive, stärkende Sätze über dich selbst. Lies sie dir vor – gerne auch laut.
- Dankbarkeitsmomente teilen: Sprich mit anderen über das, was gut läuft. Dankbarkeit wird mehr, wenn man sie teilt.
Dein Weg in ein bewussteres Leben durch Dankbarkeit
Das Führen eines Dankbarkeitsjournals ist eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um dich selbst im Alltag neu auszurichten und eine positive Lebenshaltung zu entwickeln.
Indem du regelmässig inne hältst und dir bewusst machst, wofür du dankbar bist, förderst du nicht nur dein Wohlbefinden, sondern auch deine persönliche Entwicklung. Beginne noch heute mit deinem Dankbarkeitsjournal – und entdecke die Kraft der Dankbarkeit in deinem Leben.
Wahre Dankbarkeit ist eine bewusste Entscheidung: das Leben mit offenen Augen und offenem Herzen zu betrachten – besonders in Momenten, in denen das vielleicht nicht leichtfällt. Du kannst lernen, deinen Blick zu verändern.
Also entscheide dich für mehr Dankbarkeit und Demut. Aber denk auch daran: Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen. Es geht darum, dich auf den Weg zu machen – mit offenem Blick, mit offenem Herzen und dem Wunsch, das Leben bewusster zu sehen. Genau dort beginnt echte Dankbarkeit.
Alles Liebe
Liv